Nach 1945 suchten Komponisten nach einem unabhängigen Weg zwischen Serialismus und der Rückkehr zur Tonalität. Dabei kommen der Klangschichtung, der Repetition und der Reduktion in den Werken der Minimal Music, György Ligetis oder auch Arvo Pärts eine besondere Bedeutung zu, die bis in unterschiedliche Stilrichtungen heutiger elektronischer Musik reicht.
Die Aufgabe der Schülerinnen und Schüler des Grundkurs Musik bestand darin, wesentliche Kompositionstechniken der o.g. Kompositionen in eigenen Kompositionsversuchen mit Hilfe einer DAW (z.B. Cubase, FL Studio, Garageband) nachzuvollziehen, zu kombinieren und mit diesen zu experimentieren.
Augen in der Großstadt – Klang einer entfremdeten Welt
Inmitten des Lärms, der Bewegung und der scheinbaren Nähe tausender Menschen erzählt dieses Musikstück von der stillen Einsamkeit in der Masse. Die Vertonung von Kurt Tucholskys Gedicht „Augen in der Großstadt“ fängt die flüchtigen Blicke, das Aneinandervorbeigehen und die innere Distanz ein, die das Leben in der modernen Metropole prägen.
Die Musik übersetzt Tucholskys Worte in eine Klangsprache, die zwischen Melancholie und Unruhe schwingt. Durch gezielte Verfremdungseffekte, wiederkehrende Tonfragmente und abrupte Wechsel spiegelt das Stück die Unübersichtlichkeit und Anonymität der Großstadt wider – einen Ort, an dem Begegnungen möglich, aber selten bedeutungsvoll sind.
Dieses Werk lädt dazu ein, die Großstadt mit anderen Ohren zu hören – nicht als glitzernden Ort der Möglichkeiten, sondern als Spiegel unserer eigenen inneren Entfremdung.
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Echoes of the Machine
Unser Projekt ist inspiriert von der Angst, die Menschen verspüren hinsichtlich künstlicher Intelligenz. Wir haben Ausschnitte von Nachrichtensendern und Podcasts über KI genommen und diese übereinander gelegt. Desweiteren haben wir unsere Stimmen aufgenommen um mit viel Reverb einen mystischen Klangteppich zu erzeugen. Am Ende hört man eine Roboterstimme und Stille, welche die erfolgreiche Übernahme der KI symbolisiert.
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Klangliche Möglichkeiten von Glas
Im Zentrum meiner Arbeit soll das Material Glas stehen – aber nicht als Instrument im herkömmlichen Sinn, sondern als alleinige Klangquelle. Mich interessiert, welche unterschiedlichen Sounds man aus Glas herausholen kann und wie sich diese musikalisch nutzen lassen.
Dafür plane ich, aktiv mit verschiedenen Glasgegenständen zu experimentieren und die entstehenden Geräusche aufzunehmen:
- Da ist zum Beispiel dieser hohe, fast singende Ton, wenn man mit einem feuchten Finger am Glasrand entlangfährt. Den möchte ich einfangen und untersuchen, wie er wirkt, vielleicht auch, wenn mehrere solcher Töne gleichzeitig erklingen.
- Außerdem will ich Glasobjekte anschlagen oder antippen, um kürzere, perkussive Klänge zu bekommen – von hellem Klingen bis zu dumpfen Pocks, je nachdem, was man nimmt und womit man draufhaut.
- Ein besonders starker Klang ist das Zerbrechen von Glas. Auch dieses Geräusch möchte ich aufnehmen und überlegen, welche Rolle es spielen könnte – vielleicht als Kontrast zu den leiseren Tönen.
- Ich bin auch neugierig auf andere Geräusche, wie das Rasseln von Scherben oder das Kratzen auf einer Glasscheibe.
Die gesammelten Aufnahmen bilden dann das Rohmaterial. Mein Ziel ist es, herauszufinden, wie sich diese Glas-Sounds sinnvoll anordnen und kombinieren lassen. Ich könnte mir vorstellen:
- Klänge übereinander zu schichten, um verschiedene Dichten zu erzeugen.
- Mit Wiederholungen oder leichten Veränderungen von Klängen zu arbeiten.
- Strukturen zu schaffen, in denen Klänge langsam mehr werden oder sich wieder auflösen.
- Eventuell setze ich minimale digitale Effekte wie Hall ein, um den Klang etwas zu formen, aber der Charakter des Glases soll erhalten bleiben.
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Houston
Die Komposition „Houston“, welche von Lasse Per Lippardt erstellt wurde, widmet sich der Apollo 13 Mondlandemission, welche aufgrund eines technischen Defekts abgebrochen wurde, sodass die Astronauten gerettet werden konnten. Hierbei wurden verschiedene Kompositionstechniken der Minimal-Music verwendet, welche im Unterricht behandelt worden waren. Dazu zählt das additive und subtraktive Kompositionsverfahren, Repetitivität, das Nachahmen von Stimmen, das Erstellen eines Klangclusters aus Stimmen und das Modifizieren von Sprachfetzen aus der Apollo-Mission. Auch das berühmt gewordene Zitat „Okay, Houston, we’ve had a Problem here“ fand seinen Platz in der Komposition. Verarbeitet wurden alle Tonmaterialien im Notensatzprogramm MuseScore und der Digital-Audio-Workstation (DAW) Cubase.
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Mehr-Meer
-Eine akustische Reise in die Tiefe-
Mit diesem Projekt möchte ich auf die globale Problematik von Plastik und Mikroplastik, insbesondere in den Weltmeeren Aufmerksam machen. Da das Problem im Meer am präsentesten ist, bildet das Geräusch des Meeres den klanglichen Rahmen der Komposition.
Die Komposition erzählt die Geschichte eines Plastikpartikels, das vom Strand ins Meer getragen wird. Dort wird es von Menschen auf einem Boot entdeckt. Das Wort „Plastik“ hallt in chaotischen und panischen Rufen durcheinander, die sich zu rhythmischen Loops und klanglichen Transformationen verdichten.
Dazu wurden 17 Personen gefragt das Wort Plastik in ein Mikrophon einzusprechen. Das Boot taucht in immer tiefere Wasserschichten ab, eine Reise, die zugleich in die akustische Tiefe führt. Verdeutlicht wird der Sound durch eine chromatische Tonleiter in verschiedenen Synthesizern aus der App GarageBand.
Die lauten Rufe werden zu geflüsterten Stimmen, das Plastik wird kleiner, aber verschwindet nicht. Es zerfällt, wird kleiner, feiner, flüsternd, fast unhörbar, doch allgegenwärtig. Das Mikroplastik!
Lautstärkeveränderungen des Wortes “Plastik” sollen auf die Tiefe und Vielschichtigkeit des Problems aufmerksam machen. Diese klangliche Verkleinerung unterstreicht die Unsichtbarkeit des Problems.
in der Tiefe begegnet das Boot einem Wal. Auch er ist betroffen: Immer mehr Wale werden an Strände gespült und in ihrem Inneren befindet sich oft Plastik.
Das Musikstück schließt in B-Dur ab. Der Akkord trägt ein wenig Hoffnung im Klang, der die Erkenntnis und Verantwortung des Menschen andeutet. Trotz der Tragik bleibt Raum für Veränderung, wenn wir hinhören.
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Charlotte Heinrichs, 23.06.2025
Informationstext zur Komposition „Sommerbrise“
Die Komposition „Sommerbrise“ widmet sich dem Thema Sommer und möchte dessen unterschiedliche Stimmungen und Eindrücke musikalisch erfahrbar machen. Im Mittelpunkt stehen dabei das Lebensgefühl dieser Jahreszeit sowie Erlebnisse aus der Natur.
Zu Beginn wird die warme, helle Seite des Sommers dargestellt, das Licht, die Leichtigkeit und die Unbeschwertheit eines sonnigen Tages. Später richtet sich der Fokus auf die eher chaotische Seite des Sommers.
Auch typische Natureindrücke wie das Summen von Insekten, das Plätschern von Wasser oder das Aufziehen eines Gewitters werden musikalisch umgesetzt. Der Wechsel zwischen Ruhe und Bewegung soll dabei die Vielseitigkeit und ständige Veränderung des Sommers widerspiegeln.
„Sommerbrise“ steht als Titel für die subtile, aber stetig spürbare Präsenz des Sommers, mal sanft, mal kraftvoll, immer im Wandel.
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We shall fight on the beaches”
“We shall fight on the beaches” der Titel dieses Stückes ist ein Zitat aus der Rede von Winston Churchill am 04.06.1940 vor dem Parlament des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirlands. Somit ist das Stück thematisch im 2.Weltkrieg zu verorten. Die Idee des Stückes war es, Teile von wichtigen Reden von Churchill mit dem Krieg und britischen Stolz in Verbindung zu bringen, ohne diese Punkte zu glorifizieren. Um diese Wirkung zu erzielen, habe ich unter anderem Repetition, Phasenverschiebung, Fugen, ähnliche Strukturen und Wortfetzen genutzt.
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