XLAB Science Festival 2024 in Göttingen

Über 50 Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 11 und 12 konnten am Montag, dem 29. Januar 2024 drei hochkarätige Vorträge im Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung verfolgen. Im Rahmen des 20. Science Festivals des XLAB nahmen u. a. Herr Baumann, Frau Hartmann und Frau Dr. Lins mit ihren Leistungskursen in den Fächern Chemie und Biologie teil, und zwar nach einer besonders bequemen Fahrt im Teambus der Grizzlys Wolfsburg.

Das große Foyer des Max-Planck-Institutes für Sonnensystemforschung wurde als Vortragsraum genutzt und bot mit den von der Decke hängenden großen Modellen dort entwickelter Satelliten ein beeindruckendes Ambiente. Auch das kostenfreie und sehr wohlschmeckende Mittagsessen wurde von den Anwesenden dankbar angenommen.

Der Eröffnungsvortrag „Unser unruhiger und lebensspendender Stern, die Sonne“ von Prof. Dr. Sami Solanki nahm alle Anwesenden mit auf eine Reise zum heißen Zentrum unseres Sonnensystems.

Auch für astronomische Laien wurde verständlich dargestellt, welche Prozesse in der Sonne ablaufen und letztlich dazu beitragen würden, dass die Erde einen dauerhaften Input an Energie erhalte. Die große Bedeutung des „Sonnenwetters“, der Sonnenflecken und Sonnenwinde vermittelte der Wissenschaftler eindrücklich.

Prof. Solanki schloss seinen Vortrag mit der Feststellung, dass die mittleren Temperaturen auf der Erde aufgrund des Sonnenzyklus‘ gerade eher abnehmen müssten und die aktuell messbare Erhöhung dieser Temperaturen eindeutig auf die Aktivität den Menschen zurückzuführen sei.

Mit dem Vortrag „AleutBio: Marin-biologische Tiefsee-Studien zur Biodiversität im Aleutengraben“ brachte Frau Prof. Dr. Angelika Brandt den Zuhörern viele Facetten wissenschaftlicher Arbeit nahe. Auf Forschungsschiffen wie der Polarstern oder der Sonne arbeite man „24/7“, um die extrem kostbaren, da teuren und seltenen Proben aus großen Tiefen hochzuholen, direkt an Bord aufzuarbeiten und zu sichern. Forschungsschiffe seien schließlich extrem teuer und es könne geschlafen werden, wenn gerade nur wenig zu tun sei, gegebenenfalls erst wieder an Land. Man sei dem Wetter und auch den politischen Entwicklungen ausgeliefert, so die Professorin Brandt. Die letzte Expedition im Bereich der Aleuten sei mit Beteiligung russischer Wissenschaftler geplant gewesen, bis Russland die Ukraine angegriffen habe und auch alle wissenschaftlichen Kooperationen eingestellt werden mussten. Viele Ergebnisse der Expedition stehen in einem 530 Seiten umfassenden Bericht kostenlos zur Verfügung: „Biogeographic Atlas of the Deep NW Pacific Fauna“.

„Wie wird man Tiefseebiologin?“ oder „Wie wird man Virusforscherin?“, waren dann Fragen aus dem Publikum, die an die Vortragenden gerichtet waren.

Die Antworten der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ähnelten sich. Man mache ein Grundstudium, das man mit einer Promotion abschließen sollte, folge dann konsequent seinen Interessen und lerne sukzessive die Dinge dazu, die man für sein Forschungsgebiet benötige.

Diesbezüglich war besonders der Vortrag von Frau Prof. Dr. Helga Rübsamen-Schaeff sehr aufschlussreich. Auch sehr erfolgreiche und mehrfach ausgezeichnete Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler seien nicht davor geschützt, sich neue Wirkungskreise suchen zu müssen. Zu Beginn ihres Chemiestudiums habe Prof. Dr. Rübsamen-Schaeff sicher nicht geplant, eine hochangesehene Virusforscherin im medizinischen Bereich zu werden oder eine Firma zu gründen, um dort ein hochwirksames Medikament (Letermovir) gegen das humane Cytomegalievirus zu entwickeln. Das Auftreten dieses Virus‘ sei bei immungeschwächten Patienten bis dahin kaum behandelbar gewesen und oft tödlich verlaufen. Anschaulich erklärte sie, dass ihr Lebensweg vor allem von dem Wunsch geleitet worden sei, verstehen zu wollen. Und dieses Ziel habe sie von der Chemie zur Biochemie und schließlich zur Medizin geführt.

Frau Prof. Dr. Eva-Maria Neher, die das XLAB in Göttingen aufgebaut und auch das Science Festival ins Leben gerufen hat, betonte (im Sinne der anwesenden Lehrer!) an die Schülerinnen und Schüler gerichtet, dass diese nicht zufrieden sein sollten, mit dem, was sie in der Schule lernen würden. Nur wer seinen Interessen aktiv nachgehe und ein Leben lang lerne, werde letztlich zufrieden und mit höherer Wahrscheinlichkeit auch erfolgreich sein. Worte, die in ihrer Klarheit einen guten Abschluss der eindrucksvollen und lohnenden Veranstaltung darstellten. Bis zum nächsten Jahr…

Gabriele Lins und Mark Baumann