„Berlin, Berlin, du bist die Stadt, die niemals untergeht, bist das Herz, um das die Welt sich dreht…“ sang Bernhard Brink einst in seiner Hymne an die Bundeshauptstadt. Berlin ist ein Sehnsuchtsort für viele Menschen, eine Stadt ungeahnter Möglichkeiten, in der der Duft der großen weiten Welt weht, ein pulsierender Ort voller Leben, Kultur und Abenteuer.
Darüber hinaus beherbergt die Metropole von Weltrang als Parlaments- und Regierungssitz zahlreiche politische, wirtschaftliche, kulturelle und soziale Institutionen und Einrichtungen und bietet somit mancherlei Anknüpfungspunkte an Themen des Schulunterrichts, insbesondere in den gesellschaftswissenschaftlichen Fächern.
So entstand bereits 2019 am Gymnasium im Schloss (GiS) die Idee einer fachbezogenen Exkursion des Jahrgangs 11 nach Berlin. Nach einem ersten Anlauf 2020 musste pandemiebedingt pausiert werden, im Sommer 2022 konnte das Vorhaben wiederaufgenommen werden. Nach diesem zweiten gelungenen „Probelauf“ wurde die Berlinexkursion des Jahrgangs 11 im Fahrtenkonzept des GiS implementiert und findet künftig für den jeweiligen Jahrgang am Ende des ersten Schulhalbjahres statt. Inhaltlich und organisatorisch wird die Fahrt von den Fachgruppen Erdkunde, Politik/Wirtschaft und Religion gestaltet und verantwortet.
Und so hieß es für den aktuellen Jahrgang 11 in der zweiten Schulwoche nach den Weihnachtsferien: Koffer packen für Berlin! Mit zwei Reisebussen ging es bereits am Dienstagnachmittag Richtung Hauptstadt, um am Mittwochmorgen direkt mit dem Programm beginnen zu können.
Das Konzept der Berlinfahrt sieht verschiedene Programmpunkte vor, die an Unterrichtsinhalte der beteiligten Fächer anknüpfen, und so waren die folgenden drei Tage gut gefüllt. Im Klassenverband absolvierten die Schülerinnen und Schüler vormittags und nachmittags jeweils einen Programmpunkt und besuchten verschiedene Orte und Einrichtungen.
Bei einer stadtgeographischen Führung erkundeten sie die urbane Geschichte und Gegenwart Berlins; im Reichstagsgebäude diskutierten sie mit dem ehemaligen GiS-Schüler und Abgeordneten Viktor Perli, zuvor besuchten sie eine Plenarsitzung des Deutschen Bundestages. Die Debatte über den Völkermord an den Êzîdinnen und Êzîden sei ein Stück Zeitgeschichte und sehr beeindruckend gewesen, sagt Klassenlehrerin Stefanie Smith.
Neben dem Bundestag wurden auch Bundesrat und Bundesministerien besucht und damit näheres Kennenlernen der Arbeit politischer Institutionen ermöglicht. Das zeigt Wirkung, berichtet Schülerin Malin Möller: „Die Fahrt hat in mir größeres Interesse für Politik geweckt, weil wir die Chance hatten, das theoretisch Gelernte einmal hautnah zu erfahren.“
Auch die Herausforderungen des Lebens gerieten in den Blick: In sozialen Einrichtungen wie der Berliner Stadtmission und der Suppenküche der Franziskaner erfuhren die Klassen von dem großen Engagement Haupt- und Ehrenamtlicher, die Menschen in sozialer Notlage helfen. Die Arbeit der Obdachlosenhilfe, so Klassenlehrer Robin Förster, habe einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen.
Das Jüdische Museum bot einen Einblick in jüdische Kultur, Traditionen und Geschichte, aber auch in das dunkelste Kapitel deutscher Vergangenheit. Dieser Programmpunkt sei für sie und ihre Klasse ein besonderes Highlight gewesen, erzählt Sarah Beyer.
Einen weiteren Blick in die Vergangenheit, das deutsch-deutsche Leben im Schatten der Berliner Mauer, ermöglichte der Besuch des Asisi-Panoramas – für Schülerin Sophie Aust eine ausgesprochen bemerkenswerte Erfahrung.
Die Wege zu den einzelnen Programmpunkten mussten die Schülerinnen und Schüler selbst finden, das sei wichtig gewesen, sagt Malin Möller: „Dadurch haben wir gelernt, selbständig zu planen“.
Für Theaterinteressierte wurde das Programm schließlich durch den Besuch eines Stadtteiltheaters mit Lokalkolorit abgerundet, das mit einer sehenswerten Eigenproduktion über Leben und Lieben in Berlin aufwartete.
„Die Fahrt des gesamten 11. Jahrgangs nach Berlin war in vielerlei Hinsicht ein Erfolg“, findet Robin Förster und seine Klasse 11C pflichtet ihm bei: “Uns hat die Berlinfahrt sehr gefallen.“ Auch Politiklehrer Jörg Bode zieht ein positives Resümee: „Berlin hat uns zum einen unerwartet spannende Einblicke in den Bundesrat und den Bundestag geschenkt, zum anderen zeigte die Stadt uns aber auch die Zähne, unter anderem beim eisig-frostigen Stadtrundgang. Beim Besuch im Prime Theater im Wedding schließlich gab es sogar Sprachunterricht, um das Ergebnis der Exkursion korrekt auszudrücken: Fazit Berlinfahrt 2023 – Ick habe mir jefreut.“